Flächenverbrauch für Gewerbegebiete - Top oder Flop?
Leserbrief zum Main-Echo Artikel vom 16.12.2021 – Niedernberger Gewerbegebiet Rüttelweg wird nicht erweitert und 19.12.2021 - Gewerbegebiet gegenüber Industrie- und Handelspark nimmt Formen an
Die Kreisgruppe Aschaffenburg des BUND Naturschutz in Bayern begrüßt die wegweisende Entscheidung des Gemeinderats Niedernberg, keine Flächen für weitere Großbetriebe zur Verfügung zu stellen. Der Flächenfraß ist auch am bayerischen Untermain eines der größten regionalen Umweltprobleme. Zwischen 1980 und 2016 hat die Siedlungs- und Verkehrsfläche in der Region Bayerischer Untermain um 42% zugenommen, während die Einwohnerzahl nur um 16% wuchs. Gewerbegebiete bedeuten nicht automatisch volle Kassen für die Gemeinde.
Im Bericht des Main-Echos zu Niedernberg hieß es, dass auch das Verhältnis zwischen Flächenverbrauch und neuen Arbeitsplätzen bei der Entscheidung in Niedernberg kritisch unter die Lupe genommen wurde. Und nicht zuletzt würden durch die Erschließung fruchtbare Ackerflächen für immer vernichtet. Auch für zukünftige Generationen müssten noch Flächen erhalten bleiben. Dass diese Argumente von den verschiedenen Fraktionen genannt wurden, finden wir zukunftsweisend!
Solche Bereitschaft zum Flächensparen hätte sich der BN zum Beispiel auch bei der jüngsten Ausweisung von Gewerbegebieten in Sailauf oder Großostheim gewünscht. In Großostheim (siehe Main-Echo vom 19.12.21) sollen 22,4 ha landwirtschaftliche Fläche zum Gewerbegebiet werden, obwohl noch anderswo in der Marktgemeinde freie Flächen vorhanden sind. Die bebauten Flächen des Hauptorts Großostheim und des Ortsteils Ringheim werden dann auf diese Weise nur noch durch 500 m freie Fläche getrennt sein. Da hilft auch die Baustopplinie am Rand des Gewerbegebietes nichts. Dass Ortsteile zusammenwachsen, wird auch im Bayerischen Landesentwicklungsprogramm kritisch gesehen (Punkt 3.3.) und widerspricht den Zielen des Regionalplans (Punkt 3.1.2).
Heißt es doch sogar auf der Seite des bayerischen Staatsministeriums zum Thema Flächensparen „Langfristig ist eine Flächenkreislaufwirtschaft ohne weiteren Flächenneuverbrauch anzustreben (Flächensparen in Bayern)“. Nun müssen den Worten auch Taten folgen! Als mittelfristiges Ziel fordert der BN bis 2025 keinen weiteren Verbrauch neuer Flächen in Bayern ohne Renaturierung überbauter Fläche an anderer Stelle.
30.12.2021
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
Kreisgruppe Aschaffenburg
i.V. Dr. Ruth Radl
stellv. Vorsitzende