Zur Startseite

Biosphärenregion Spessart

Ortsgruppe Aschaffenburg

Make Aschaffenburg Green Again

Forderungen der Ortsgruppe des BUND Naturschutz auf dem Weg zu einem grünerem Aschaffenburg


FORDERUNG 1 – ANPASSUNGEN AN EINEN ZUKUNFTSFÄHIGEN VERKEHR

Sichere Radwege an allen Hauptverkehrsstraßen

Radwege tragen dazu bei, dass das Auto zu Hause stehen bleibt. Damit einher gehen weniger Lärm, weniger Fein- und Grobstaub und somit eine lebenswerte Stadt für alle – Anwohner*innen sowie auch Besucher*innen. Im Gebiet innerhalb der Ringstraße muss daher die seit langem von der Stadt versprochene Umgestaltung der Hauptstraßen angegangen werden. Das heißt Vorrang für den ÖPNV, Radverkehr und Fußgänger vor dem motorisierten Individualverkehr. Ein bisschen Kosmetik mit Tempo 30 reicht nicht. Die Hälfte jeder Fahrbahn soll für den Radverkehr bereitgestellt werden. Neue Radwege dürfen allerdings nicht zu Lasten des vorhandenen Grüns errichtet werden. Zudem braucht es weniger Kurzzeitparkplätze am Straßenrand - dafür gibt es Parkhäuser. Diese Anpassungen können auch dazu dienen, die Vision einer autofreien Innenstadt anzustreben und schrittweise umzusetzen.

 

Eine Ringbuslinie und Verbesserungen im ÖPNV

Der sternförmige ÖPNV in Aschaffenburg verlängert die Wege künstlich. Durch den Einsatz einer Ringlinie können Lücken im öffentlichen Nahverkehr geschlossen werden. Die Zeitersparnis im Vergleich zum jetzigen Betrieb ist erheblich und ermuntert die Aschaffenburger*innen, ihr Auto stehen zu lassen um etwa von Schweinheim nach Nilkheim zu kommen.

Mit einem verbesserten ÖPNV und geringerem Autoverkehr geht zudem die Lärmimmission zurück und der benötigte Raum für breite Fahrradwege wird geschaffenen. Beides trägt daher zu einer lebenswerteren und fahrradfreundlicheren Stadt bei.

Während der späteren Abendstunden ist ein Ausbau der Anruf Sammeltaxis notwendig.

 

Einführung von Shared Spaces

Langfristig fordern wir eine autoarme Stadt, die im Innenstadtbereich ausschließlich für Anlieger und den Lieferverkehr zugänglich ist. Innerhalb des gesamten Stadtgebietes soll eine Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer*innen gefördert werden. Das Konzept der Shared Spaces entspricht in Deutschland einer Weiterentwicklung der bekannten Spielstraße und löst den Verkehrsraum auf: Ein Bereich für alle Nutzer*innen! Es gelten das Prinzip der gegenseitigen Rücksichtnahme und der Vorrang des Fußverkehrs. Wesentliche Merkmale des Shared Space sind beispielsweise keine Verkehrszeichen, keine Absperrungen und mehr Platz für Fußgänger.


Forderung 2 – Eine Baumschutzverordnung für die Stadt Aschaffenburg

Der Bestand an öffentlichen und privaten Bäumen ist zu erhalten und an die sich ändernden Bedürfnisse im Zuge des Klimawandels sukzessive anzupassen. Bäume leisten einen wesentlichen Beitrag für eine ökologische und lebenswerte Stadt. Zum einen sind Bäume im Straßenraum und in Park- und Grünanlagen zu nennen, zum anderen der große Bestand an Bäumen auf privaten Grundstücken. Diese müssen geschützt werden.

Bisher ist in der Stadt nur ein Bruchteil an Bäumen geschützt und zwar der kleine Teil, der auf gültigen Bebauungsplänen markiert ist. Daher fordern wir eine Baumschutzverordnung für die Stadt Aschaffenburg.

Dies beinhaltet Ersatzpflanzungen für gefällte Bäume sowie hohe Strafen für nicht genehmigte Fällungen. Auf der anderen Seite kann das Verhalten von engagierten Privatpersonen gefördert werden, etwa durch das Bereitstellen von Bäumen, die auf privaten Grundstücken gepflanzt werden oder durch finanzielle Unterstützung bei der Altbaumpflege. Damit einhergehend benötigt die Stadt Aschaffenburg eine personelle Aufstockung, um die Einhaltung der Baumschutzverordnung durchführen zu können. (4)


Forderung 3 – 500 neue Straßenbäume für Aschaffenburg

In der Stadt sind große Straßenbäume sehr wichtig:

  • sie spenden Schatten während heißer Sommertage

  • sie filtern mit Ihren Blättern (Fein-)Staub aus der Luft,

  • sie bieten Tieren einen Lebensraum

  • sie wandeln CO2 in Sauerstoff um

  • und durch die Verdunstung der Blätter wird die Luft zusätzlich gekühlt

  • zudem mindern sie den (Verkehrs-)Lärm und sind eine schöne Bereicherung für das Stadtbild

 

Bäume können einen erheblichen Anteil zur Minderung der Folgen der Klimaerwärmung beitragen. Eine Begrünung der Stadt steigert deren Attraktivität und führt zu zufriedeneren Bewohner*innen.

Durch moderne Bauweisen wie überbaubare Baumgruben oder Belüftungssysteme für die Baumwurzeln lassen sich Bäume in jeder Straße realisieren. Hierfür kann der reichlich vorhandene Platz des individuellen motorisierten Verkehrs in Anspruch genommen werden. (5)


Forderung 4 – Die verpflichtende Nutzung von regenerativen Energien bei öffentlichen Gebäuden und finanzielle Unterstützung der erneuerbaren Energien bei privaten Eigentümer*innen

Ohne private Akteure kann die Umstellung auf regenerative Energien nicht gelingen, dies betrifft die gewerbliche, industrielle und wohnliche Nutzung von Gebäuden.

Die private Erzeugung trägt maßgeblich zu einer dezentralen, verbrauchernahen Strom- und Wärmegewinnung bei. Auf dem Weg hin zu einer sich selbst mit regenerativer Energie versorgenden Stadt sollte hier unterstützend geholfen werden und mit dem Solarpotenzialkataster ist hier auch ein guter erster Schritt gemacht.

Bei Neubauten, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich bieten sich ungeahnte Möglichkeiten zur Nutzung Regenerativer Energien. Niemals sollte die Stadt neue Baugebiete ausweisen ohne Eigentümer aller Flächen zu sein. Nur wenn die Stadt Eigentümer ist, kann sie die potentiellen Käufer*innen dazu verpflichten, Gebäude zu errichten, die nachhaltig sind und selbst regenerative Energie erzeugen und speichern. Daher sollte die Nutzung von erneuerbaren Energien in den Bebauungsplänen festgesetzt werden.

Ein wichtiger Bestandteil bei der Umstellung auf erneuerbare Energie ist der Bereich der Energieeinsparung. Die Stadt Aschaffenburg soll sich zudem das Ziel setzen bis 2040 den Primärenergieverbrauch um über 60% und den Stromverbrauch in den bisherigen herkömmlichen Anwendungen um über 50% zu reduzieren zum Bezugsjahr 2015. (1: S. 32).


Forderung 5 – Gebäudebegrünung und private Freiflächengestaltung

Dach- und Fassadenbegrünungen filtern und kühlen die Luft und bieten zudem einen Lebensraum für Tiere. Die im städtischen Umfeld vorhandene Fassadenbegrünung sollte aufgrund ihrer Bedeutung nicht entfernt werden. Insbesondere bei Neubauten lassen sich gezielt die Folgen der Klimakrise abmildern und die Lebensqualität steigern. Dachbegrünung hält zudem Regenwasser zurück und kann die Abwassergebühr senken. Abschließend ist anzumerken, dass die Nutzung von Sonnenenergie auf Dachflächen keine Begrünung selbiger ausschließt.

Um Pflanzen und Tieren in der Stadt Raum zu geben, sind Gärten und Vorgärten wichtig. Daher sollten alle bestehenden Bebauungs- und Grünordnungspläne dahingehend geändert werden, dass die Verpflichtung besteht, einen offenen und bewachsenen Vorgarten zu gestalten . Bevorzugt sollten heimische Gehölz-Arten sowie autochthones Saatgut verwendet werden. Auch Mitbürger*innen ohne „grünen Daumen“ kann die Ansaat einer Blühfläche gelingen. Hier muss den Bürger*innen ggf. Hilfestellung gegeben werden. Dafür sollten Beratungen eingeführt und Beispielgärten angelegt werden.


Forderung 6 – Teile der Stadtwälder aus der Nutzung nehmen

Die Stadt Aschaffenburg hat bereits einen guten Weg bei der Nutzung der kommunalen Wälder eingeschlagen. Naturverjüngung und Umwandlung hin zu einem naturnahen Mischwald sind dabei nur zwei positive Beispiele.

Jedoch können sich Wälder nur selten wirklich natürlich und unbeeinflusst vom Menschen entwickeln. Daher fordern wir aus Gründen des Artenschutzes und des Klimaschutzes mindestens 50 ha der stadteigenen Wälder aus der Nutzung zu nehmen und diese der natürlichen Entwicklung zu überlassen. Dies entspricht auch den nationalen Zielen der Bundesregierung, 10 % der öffentlichen Waldflächen in Bayern dauerhaft als Naturwälder zu schützen, sowie den bundesweiten Forderungen des BUND. (2: S.4)

Der Stadtwald dient allerdings nicht nur heimischen Arten als Lebensraum, sondern auch dem Menschen zur Erholung und zum Erleben unserer Wälder. Daher sollen die vorhandenen Wege innerhalb der ungenutzten Wälder erhalten bleiben und die Sicherheit entlang der Wege soll, wie bisher, gewährleistet bleiben.

Wir fordern die Ausweisung großer zusammenhängender Waldgebiete mit der Zielsetzung der natürlichen und von Menschen ungestörten Entwicklung. Diese soll auch nach Katastrophenereignissen zugelassen werden, etwa nach Sturmschäden. (6)


Forderung 7 – Mehr Raum für Tiere und Artenschutz

Gebäudebrütende Vögel und einige Fledermausarten haben sich auf den Lebensraum Stadt spezialisiert. Doch viele Gebäudebrutplätze werden zerstört. Moderne Gebäude haben kaum mehr für Gebäudebrüter nutzbare Nischen. Bei der Entstehung neuer Gebäude muss dieses Problem gelöst werden. Zum Einsatz können etwa Nistkästen für Vögel und Fledermäuse kommen, die an Gebäuden montiert werden.

Zudem verunglücken jedes Jahr über 18 Millionen Vögel in Deutschland durch Kollisionen mit Glas. Damit sind Glasflächen an Gebäuden eines der größten Vogelschutzprobleme. Daher fordern wir vogelfreundliche Gebäude. Einfache Mittel wie Musterungen im Glas oder auch Rankpflanzen an Gebäuden sind eine Lösung. (3)

Die genannten Punkte müssen als Verpflichtung in die Bebauungspläne aufgenommen werden.

 

Lichtverschmutzung ist eine weitere Ursache für das dramatische Artensterben. Nachtaktive Insekten, Vögel und Fledermäuse leiden stark darunter. Deshalb werden verbesserte Beleuchtungslösungen benötigt. Die Beleuchtung von Gebäuden muss reduziert werden. Während der Nachtstunden (22:00 – 6:00 Uhr) dürfen Gebäude nur bei besonderen Anlässen beleuchtet werden. Dies gilt ebenso für Reklame und Schaufenster. Die Beleuchtung von Straßenzügen in Wohngebieten muss intelligent gelöst werden. Im Zuge der Umstellung auf eine moderne LED-Straßenbeleuchtung der Stadt sollte ein zeitgesteuerter, bedarfsorientierter Ansatz integriert werden So können Sicherheitsbedürfnis der Aschaffenburger*innen und Verminderung der Lichtemissionen unter einen Hut gebracht werden und zusätzlich wird eine Verringerung des Energieverbrauchs erzielt.

Wir fordern zudem die aktive Umgestaltung von verkehrsbegleitenden Grünflächen (z.B. Banketten, Kreisverkehr) zu Wildblumenwiesen mit einem extensiven Pflegerhythmus. In Parkanlagen fordern wir die anteilige Umwandlung von Rasenflächen in Wildblumenwiesen. Bei der Auswahl von Pflanzenarten im Bereich der Innenstadt (z.B. Blumenampeln) sollen insektenfreundliche Pflanzenarten ausgewählt werden.


Forderung 8 – Bedarfsangepasste und nachhaltige Bebauung

Für die Stadt- und Wohnraumentwicklung gilt als oberster Ansatz Innen- vor Außenentwicklung. Bei der Ausweisung neuer Baugebiete fordern wir als oberste Priorität den Grundsatz der Flächensparsamkeit. Die Umnutzung von bereits bestehenden Gebäuden sind der Anlage von Neubaugebieten zwingend vorzuziehen und müssen dahingehend geprüft werden. Dies betrifft insbesondere das Anlegen von weiteren Gewerbegebieten. Weiterhin stehen auch Einfamilienhäuser nicht im Verhältnis zur beanspruchten Fläche und zum geschaffenen Wohnraum. Neue Einfamilienhausgebiete werden dem vorhandenen Nutzungsdruck am Rande der Metropolregion nicht gerecht, da hier nur wenige Menschen ein neues Zuhause finden. Das Ziel muss sein, passenden Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten zu schaffen, unter der Voraussetzung, dass neue Flächenversiegelungen so gering wie möglich gehalten und vorhandene Stadtstrukturen genutzt werden. Daher sollte auch auf den Bau von neuen Einfamilienhausgebieten verzichtet werden. Sollten neue Baugebiete ausgewiesen werden, muss ein Kompromiss aus Ökologie und Flächenbeanspruchung gefunden werden. (7)


Forderung 9 – Nachhaltiges kommunales Catering

Die Landwirtschaft gehört zu den größten Produzenten von Treibhausgasen. Insbesondere die weiten Transportwege und die Tierhaltung stellen ein großes Problem dar, beispielsweise durch Verwendung von Sojakraftfutter aus Südamerika in der deutschen Massentierhaltung. Neben problematischen Anbaubedingungen im Herkunftsland, wie zum Beispiel Brandrodung oder dem Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen, fallen hierzulande bei der unwürdigen Massentierhaltung enorme Mengen an Exkrementen an, die unser Grundwasser belasten. Im Rahmen der städtischen Möglichkeiten muss dieses Problem angegangen werden. Daher muss die Stadt Aschaffenburg als gutes Beispiel voran gehen und sich ab sofort verpflichten, in allen öffentlichen Kantinen und Mensen sowie bei Veranstaltungen unter der Regie der Stadt ausschließlich Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung sowie vorrangig regionale und saisonale Produkte zu nutzen. Zudem muss das Angebot an tierischen Lebensmitteln verkleinert bzw. die Auswahl an veganen Speisen erhöht werden, um das Bewusstsein der Menschen für gesunde und fleischarme Ernährung zu stärken.


Schlusswort

Wir hoffen gemeinsam mit Ihnen bedeutende Schritte in die richtige Richtung gehen zu können und fordern Sie auf, die genannten Punkte so schnell wie möglich umzusetzen. Wir sind der Überzeugung, dass die genannten Forderungen nicht nur die Meinung unseres Vereins repräsentiert, sondern eine Notwendigkeit darstellt, um eine Kehrtwende herbeizuführen und dem stark voranschreitenden Artensterben sowie der Klimakrise gemeinsam begegnen zu können.


Weiterführende Literatur und Quellen:

(1): Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) (Hrsg.) (2017): BUND-Position Konzept für eine zukunftsfähige Energieversorgung, www.bund-naturschutz.de/fileadmin/Bilder_und_Dokumente/Themen/Energie_und_Klima/Energiewende/Zukunftsfaehige_Energieversorgung.pdf, Berlin.

(2): Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) (Hrsg.) (2011): BUND-Position 57 : Lebendige Wälder, www.bund-naturschutz.de/fileadmin/Bilder_und_Dokumente/Themen/Wald/BUND_position_57_lebendige_waelder-2011.pdf, Berlin.

(3): Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. (Hrsg.) (o.J.): Vogelschlag an Glas. Das Problem und was sie dagegen tun können, www.bund-nrw.de/fileadmin/nrw/dokumente/Naturschutz/Vogelschlag/Vogelschlag_an_Glas_Broschuere_BUND_NRW.pdf, Düsseldorf.

(4): Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. (Hrsg.), Schmalz / Dieter, (2017): Baumschutz, www.bund-nrw.de/fileadmin/nrw/dokumente/Naturschutz/2017_06_22_BUNDhintergrund_Baumschutz.pdf, Düsseldorf.

(5) Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) (Hrsg.) (o.J.): Funktionen von Stadtbäumen, www.bund-naturschutz.de/natur-und-landschaft/stadt-als-lebensraum/stadtbaeume/funktionen-von-stadtbaeumen.html, Regensburg.

(6) Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) (Hrsg .) (2011): Lebendige Wälder, position 57, www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/bund/position/lebendige_waelder_position.pdf, Berlin.

(7) Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) (Hrsg.) (2019): Leitfaden Nachhaltiges Bauen, Zukunftsfähiges Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden, 3. aktualisierte Auflage, www.nachhaltigesbauen.de/fileadmin/pdf/Leitfaden_2019/BBSR_LFNB_D_190125.pdf, Berlin.