Warum Pflegen wir die Kulturlandschaft?
Über Landschaft und Kultur
Unsere Landschaft ist durch und durch eine Kulturlandschaft. Wir nutzen Wiesen, um Tiere zu füttern, bauen Feldfrüchte an, um uns zu ernähren, bewirtschaften unsere Wälder, um Holz zu gewinnen, nutzen Flüsse für den Warentransport und erschließen entlegene Gegenden, um unser Bedürfnis nach Erholung zu befriedigen.
Richtige Wildnis findet man in Deutschland nur noch selten, dazu zählen etwa die Hochgebirge, unzugängliche Waldstücke, Teile des Wattenmeeres oder die Reste der verbliebenen Hochmoore. Alles Bereiche, die sich nur mit sehr viel Aufwand nutzen lassen.
Kulturlandschaft ist so alt wie der Mensch selbst. Jedes Haus, das gebaut wurde, jeder kulturelle Ort, jeder Acker und jede Wiese sind Teil der Kulturlandschaft. Durch den Austausch der Menschen und die Bewegung der Völker sind verschiedene Arten über den Globus gereist. Dies nicht nur in unserer modernen globalisierten Welt, sondern schon seit tausenden Jahren. Menschen verlassen einen Ort und bevölkern einen neuen. Dabei verschleppen sie unabsichtlich Pflanzen oder nehmen sie ganz bewusst mit. Im Laufe der Zeit entstand so ein buntes Mosaik aus verschiedene Nutzungen. Unsere Kulturlandschaft hat sich entwickelt und entwickelt sich immer weiter.
Ein Beispiel der jüngeren Kulturlandschaft sind Streuobstwiesen. Die Wiesen wurden genutzt, um Futter für die Viehzucht zu erhalten. Auf der Wiese wurden hochstämmige Bäume gepflanzt damit der Mensch die Früchte nutzen kann. Dabei handelt es sich nicht um Wildnis, sondern um ein Stück Kultur. Die Wiesen wurden nicht gedüngt, die Bäume nicht mit Giften behandelt, eine Vielzahl an Pflanzen und Tieren haben dort einen Lebensraum gefunden. Würde der Mensch nicht in das Ökosystem eingreifen, würde an dieser Stelle innerhalb der Jahrhunderte wieder ein naturnaher Wald entstehen. Mit den Streuobstwiesen würde dann aber auch der Lebensraum für die dort angepassten Arten verloren gehen.
Warum pflegen wir nun diesen Teil unserer Kultur in einem Naturschutzverein, wenn es sich hierbei gar nicht um Natur im Sinne von Wildnis handelt?
Wie bereits geschrieben finden hier eine Vielzahl an Pflanzen und Tieren ein Zuhause. Diese leben bereits seit langer Zeit bei uns, gehören zu unserer Landschaft und haben einen erheblichen Teil an der Biodiversität, der Vielfalt des Lebens. Bei der modernen Landwirtschaft fallen viele Lebensräume weg. Äcker sind riesig, es gibt keine Randstrukturen in denen noch Kräuter und Insekten einen Lebensraum finden. Gifte und Dünger vertreiben die restlichen Wildkräuter, Vögel und Insekten.
Die nährstoffarmen und artenreichen Wiesen werden aufgeben da die Landwirte hier kein Auskommen mehr finden. Die Flächen werden entweder aufgegeben, wodurch sie verbuschen und der Lebensraum für Kräuter und Vögel verloren geht, oder sie werden gedüngt. Durch die Düngung werden einige Pflanzen, vorrangig Gräser, so konkurrenzstark, das Kräuter vertrieben werden und die Artenvielfalt stark zurückgeht.
Hier kommen wir ins Spiel. Durch die Landschaftspflege erhalten wir einen Teil der historischen Kulturlandschaft. Wir entfernen den Gehölzaufwuchs aus artenreichen Wiesen, oder pflegen Randstrukturen damit diese lange erhalten bleiben.
Text und Bilder; Andreas Schulz, 05.05.2020
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