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Offener Brief an Bürgermeister und Stadträte zur Schlossuferplanung Aschaffenburg

Bezugnehmend auf die aktuelle Planung des Schlossufers in Aschaffenburg weist der BUND Naturschutz in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister, die Bürgermeister sowie die Stadträte auf damit verbundene Nachteile und Gefahren für Mensch, Natur und Stadtklima hin. Wir erhoffen uns, dass die im Brief erläuterten Argumente und die daraus resultierenden Forderungen nach mehr Naturverträglichkeit der Schlossufergestaltung bei einer bevorstehenden Abstimmung im Plenum der Stadtratssitzung aufgegriffen werden und zu einer Änderung der aktuellen Planungen führen.

 

18.10.2021

Hier präsentieren wir den offenen Brief, den wir am Freitag, den 15.10.2021 eingereicht haben:

Bevorstehende Abstimmung zur Schlossuferplanung


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, Bürgermeister/in, Stadträte und Stadträtinnen von Aschaffenburg, sehr geehrte Damen und Herren,

es liegt bald in Ihrer Hand, die Vor- und Nachteile der Schlossuferplanung abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen. Die erhofften Vorteile haben Ihnen die Planer vorgestellt. Wir wollen nun die damit verbundenen Nachteile und Gefahren für Mensch, Natur und Stadtklima aufzeigen.

Bedeutung der Bäume und Baumverluste
Jüngst geplant ist ein 5m breiter Fuß- und Radweg vom Theoderichstor bis zum Pompejanumsfelsen und das Entfernen des Ufergrüns. Das bedeutet, dass eine geschlossene Reihe natürlich aufgewachsener und überwiegend einheimischer Bäume gefällt werden soll. Wo jetzt Bäume Lebensraum für Vögel und andere Tiere bieten, den Erholungssuchenden Schatten spenden, wo Vogelgezwitscher und Naturbeobachtung Freude macht und Bäume und Felsen einen idyllischen Weg einrahmen, gibt es dann stattdessen kahle Steine und Gefahr für Radler und vor allem Kinder, ins Wasser zu fallen. Alles wird geopfert für die moderne Idee, man müsse von überall das „Wasser“ sehen. Ein Fluss ist aber nur mit natürlichem Ufer schön und lebendig.
Auch sonst ist der Verlust von Bäumen und Büschen beabsichtigt: An der Suicardusstraße, damit sie von 6m auf 11m breit wird und 5m lange Parkplätze daneben Platz haben.
„Das Einebnen des alten Parkplatzgeländes“ bedeutet, dass alle Bäume und Büsche, die ihn jetzt umgeben, ebenfalls gefällt werden. Machen Sie sich ein Bild von der Schlosstreppe und Brüstung aus!
„Das Freischneiden der Kranenmauer“ bedeutet, dass alle Bäume hinter und auf der Mauer gefällt werden und die Erde dahinter abgetragen wird. (und wohl alter Kriegsschutt darunter). Ohne Schattenspendendes Grün kann hier die Zauneidechse wohl nicht überleben und viele andere Tiere verlieren ihren Lebensraum.
Es geht also nicht um 5 Bäume, sondern um ungezählte! Es werden Schlossmauer, Pompejanumfelsen, Suicardusstraßenmauer und Kranenmauer ohne Baumschutz sein. Zusätzlich wurden ja schon breite Lücken in den Bewuchs der Maininsel geschlagen. Man kann sich vorstellen, was das für ein Echo von lauter elektronisch verstärkter Musik oder sonstigem Lärm gibt! Noch mehr Lärmbelästigung für nahe und fernere Anwohner: Schall vom Volksfestplatz, von Motorbooten vom Main, Schall von den 3 Plätzen auf Schlossseite mit Elektroanschluss kennt keine Grenzen mehr. Noch verstärkte Konflikte und Einbuße von Lebensqualität und Gesundheit sind vorprogrammiert.

Versiegelung und Folgen
Auch neu in der Planung: Neben breiterer Suicardusstraße und schon 5m breitem Uferweg soll es noch einen ebenfalls asphaltierten breiten Weg in der Mitte geben, auf dem Autos zu den Plätzen fahren dürfen. Zusätzlich sollen Querverbindungen, Schrägverbindungen, Treppen und Plätze angelegt werden – viel neue Versiegelung und damit stärkere Aufheizung der Luft statt Kühlung, wie es angesichts der Klimaerwärmung angebracht wäre. An versiegelten Stellen kann Regenwasser nicht versickern und daher nicht ins Grundwasser gelangen. Es fließt direkt ab in den Main und erhöht so die Hochwassergefahr. Dies wäre ein weiterer Baustein hin zu immer katastrophaleren Hochwasserereignissen. Die Stadt und die Stadträte haben hier Vorbildfunktion, wie und was gebaut wird. Wenn alle denken, mein Einfluss an Versiegelung ist unerheblich, wird keine Besserung erreicht, sondern eine Verschärfung der Probleme.

Anmerkungen zu bisherigen Planungsänderungen:
1.    In der bisher veröffentlichten Planung (Lageplan vom 21.09.18 - www.aschaffenburg.de/dokumente/Buerger-in-Aschaffenburg/Planen-Bauen-und-Wohnen/Stadtplanung/61_Aktuelles_2018_09_21_Aschaffenburg_Masterplan-Mainufer_Lageplan.pdf ) sind hier die noch bestehenden Gehölze eingetragen. Auf der Homepage www.schlossufer-aschaffenburg.de findet man den Bereich hingegen gar nicht mehr. Dies erweckt den Eindruck, dass die Planung immer umfassender und raumgreifender wird.
2.    Entsprechend der Planung zur Errichtung der straßenbegleitenden Parkplätze haben Sie bisher den Erhalt von Bäumen vorgesehen. Es ist löblich, dass Sie bestehende Bäume erhalten wollen. Bitte tuen Sie jetzt auch alles dafür, den Bestand erhalten zu können! Im Zuge der Ausführungsplanung muss entsprechend geplant werden, wurzeln müssen schonend freigelegt (Saugbagger) und in eine Baumgrube gesetzt werden. Um dies zu gewährleisten, muss aus unserer Sicht zwingend eine Umweltbaubegleitung durchgeführt werden.

Abschließend
Jetzt - wo die Klimaerwärmung unser größtes Überlebensproblem ist und die Anpassung an heiße Sommer jeden Baum in der Stadt zur Kühlung unersetzlich macht, sollte die Planung neu überdacht werden. Für ein Umdenken spricht auch die immense Kostensteigerung und der Wegfall der Förderung nach 2023. Ursprünglich ging man von 3,5 Mio Euro Kosten für die Stadt aus. Jetzt können es 10 Mio Euro oder mehr werden (ohne Mauersanierung).
Die Stadt sollte ihre eigene beschlossene „Klimaanpassungsstrategie“ auch bei dieser Planung nun berücksichtigen und ihrem Namen als „nachhaltige Kommune“ gerecht werden.

Wir fordern daher:
-    Den ernsthaften Schutz und Erhalt von so vielen Bäumen wie möglich.
-    Das wieder Zulassen der natürlichen Sukzession auf der Maininsel.
-    Alles anfallende Regenwasser muss vor Ort versickern können und darf nicht in den Main laufen. Es muss angefangen werden, die „Schwammstadt“ zu realisieren.
-    Die sofortige Veranlassung einer unabhängigen Umweltbaubegleitung und die Veröffentlichung der Berichte.
-    Die sofortige Veranlassung einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung mit anschließender Veröffentlichung der Ergebnisse.
-    Den flächenmäßigen 1:1-Ausgleich aller verlorenen Habitate und Strukturen.
-    Den Erhalt der naturnahen Uferstrukturen.

Wir hoffen, dass Sie ökologisch handeln werden und die aktuellen Planungen dahingehend ändern, so wenig „Grün“ wie möglich zu zerstören.

Mit freundlichen Grüßen

Dagmar Förster (1. Vorsitzende der Kreisgruppe Aschaffenburg des BUND Naturschutz)
Waltraud Gaim (Schriftführerin der Kreisgruppe Aschaffenburg des BUND Naturschutz)
Andreas Schulz (1. Vorsitzender der Ortsgruppe Aschaffenburg des BUND Naturschutz)