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Ökologischer Stadtspaziergang der BUND Naturschutz Ortsgruppe Aschaffenburg - Unsere Stadtbäume in Aschaffenburg -

Wie geht es unseren Stadtbäumen in Aschaffenburg bei der aktuellen Klimaerhitzung und was wird eigentlich gemacht, um das Stadtgrün und unsere öffentlichen Bäume an Straßen, Plätzen und in Parks zu erhalten? Das und vieles mehr erläuterte uns ein Arborist des städtischen Garten- und Friedhofsamts bei einer Führung am 6.September im Schöntal-Park Aschaffenburgs.

11.09.2024

Gleich zu Beginn unseres ökologischen Stadtspaziergangs lässt uns Arborist Benedikt Merget einen Blick rundum auf die Bäume des Schöntal-Parks Aschaffenburgs werfen. Was uns da auffällt? Wir, etwa 30 interessierte Menschen schauen uns um und ja nach einem Hinweis sehen wir es auch – schüttere Baumkronen und bei noch genauerem Blick - so einige vertrocknete Äste in den großen Bäumen des Parks. Benedikt Merget arbeitet beim städt. Garten und Friedhofsamt in der Baumpflege. Tagtäglich trägt ihn die Sorge um die städtischen Bäume Aschaffenburgs um. Was ihn besonders besorgt? Nun geschätzt fast alle der ca. 18.000 Bäume der Stadt sind anscheinend gestresst – sei es wegen den vermehrten und längeren Trockenzeiten in den letzten Jahren, sei es wegen fortschreitender Verdichtung des Bodens oder Wurzelbeschädigungen nach Bauarbeiten, sei es wegen immer mehr Pilzbefall oder der ansteigenden Anzahl von Schadinsekten, die unsere Bäume heimsuchen. So sind er und sein Team über das Jahr ständig dabei, Bäume zu begutachten und abzuschätzen, wie stark sie geschädigt sind und in wie weit ihre Standfestigkeit weiterhin gegeben ist. Das nimmt inzwischen einen großen Anteil der Arbeitszeit neben der Wässerung und Baumpflanzungen ein.

Wir stehen neben einem Baumstumpf im Park. Anfang des Jahres stand da noch direkt neben dem Weg ein großer Baum. Dann fing die Rinde an abzufallen und erregte die Aufmerksamkeit der Gärtner. Nach intensiver Beratung mit dem Kollegen erzählt Hr. Merget, kamen sie dann zu dem Schluss, dass dieser Baum keine Zukunft mehr hatte - zu stark waren anscheinend seine Wurzeln geschwächt. Bevor er Äste verlor bzw. selber fiel, wurde er dieses Jahr vom städt. Team gefällt. Wie viele Bäume so gepflanzt werden, wenn immer wieder Bäume gefällt werden, ist eine Frage aus der Gruppe. Nun im Schnitt sei das Ziel 1:2 – heisst auf jeden gefällten Baum sollen 2 Bäume nachgepflanzt werden. Leider geht es meist nicht direkt vor Ort. Meist sei der Grund Platzmangel und das eher im Unterboden. Dieser uns verborgene Teil wird immer mehr belegt durch Kanäle, Leitungen und ähnliches. Und leider sind außerdem die meisten städtischen Bodenbereiche über die Jahre immer weiter verdichtet. All das erschwert es den Mitarbeitern des Amts neue Plätze zu finden. Welche Bäume denn aktuell gepflanzt würden in Anbetracht des Klimawandels? Gute Frage - schwierig zu beantworten! Der Arborist verweist auf ein Buch namens „Zukunftsbäume für die Stadt“ da gäbe es Listen, die auf Feldversuchen basierend erstellt worden, darin fände man neben Eiche und Platanen zahlreiche eher unbekannte Gehölze. Es komme dann immer auf den konkreten Standort an, meint er. Garantien gibt es mit dem Klimawandel nicht mehr.

Wir kommen bei unserem Rundgang zu einer Eiche, deren Krone schon um einiges eingekürzt wurde. Wahrscheinlich war sie schon vorher gestresst und wurde dann vom Eichenprachtkäfer befallen. Dieser Käfer hat leider kaum Feinde und setzt inzwischen den Eichen in Aschaffenburg flächenweit zu. Stark befallene Bäume wie dieser müssen dann gefällt werden, um eine weitere Ausbreitung des Käfers zu verhindern. Bedrückt schauen wir den Rest eines ehemals stattlichen Baumes an. Aber immerhin, meint Andreas Schulz von der BN- Ortsgruppe, sei solch ein Stamm mit seinen großen Höhlen und vielen Löchern zumindest noch ein Biodiversitätshotspot. Fledermäuse z.B. würden die Höhlen gern benutzen. Nun – zumindest ein kleiner Trost. Und so geht unsere Begehung fort. Wir erfahren von Pilzen wie dem Zunderpilz, der sehr aggressiv das Holz zersetzt und noch von anderen Tierchen bis einem der Kopf schon schwirrt. Gibt es denn keine Baumart, der es gut geht bei uns? Nun – dem Götterbaum gehe es inzwischen im wärmeren Stadtklima recht gut – der ist aber nicht von hier und erobert sich als sogenannte invasive Art immer mehr Terrain in den Städten.

Was uns klar wird am Ende – unsere bisherigen Stadtbäume haben es jetzt schon schwer und werden es in der Zukunft noch schwerer haben. Andere Baumarten werden in unser Stadtbild hinzukommen und die bisherigen teilweise ersetzen. Benedikt Merget empfiehlt auch auf Naturverjüngung zu setzen, statt (immer) einfach nur Bäume aus der Baumschule zu nehmen und zu pflanzen. Denn wo natürlicher Weise ein Baum schon sprießt, sind die Chancen höher, dass er einmal groß wird. Ein Vorschlag aus der Runde: einfach einen Teil der Rasenflächen im Schöntal der Naturverjüngung zu überlassen. Ja – prinzipiell möglich, aber das sei nicht im Bereich seiner Entscheidung. Und so beendet der Arborist dann nach mehr als 2 Stunden seine Führung unter großem Beifall der Teilnehmer*innen. Wir haben unheimlich viele Informationen und aufschlussreiche Erklärungen bekommen und sicher hat sich unser Blick auf unsere Stadtbäume verändert.

Herzlichen Dank an Benedikt Merget für diese spannende und informationsreiche Führung.

Als Dankeschön wird die BN-Ortsgruppe dem städtischen Garten- und Friedhofsamt eine Linde spenden. Hoffentlich wird sie gut aufwachsen und dann viel Sauerstoff produzieren, CO2 einspeichern, die Umgebungstemperatur ausgleichen, einen schönen Schatten machen und natürlich auch ein Ökosystem für Flora und Fauna sein... .

Yvonne Hartmann